Harvard Kriegs-Trauma – Kurzscreening/Gesamtversion (HKTKS/HKTGES)

Messgegenstand / Dimensionen
Das Harvard Kriegs-Trauma Tool basiert auf dem Harvard Trauma Questionnaire (HTQ; Mollica et al., 1992) und misst sowohl traumatische Ereignisse als auch Symptome, die im Fragebogen enthalten sind. Im ersten Abschnitt werden Stressoren, die Flüchtlinge erlebt haben, wie z. B. Folter, Vergewaltigung, Mord und Mangel an Nahrung oder Wasser, erhoben. Danach erfolgt der Symptomteil, der auch den ICD-10 Kriterien entspricht, sowie Fragen nach anderen Aspekten von Stress.
Er bietet ein reichhaltiges wissenschaftliches und ethnografisches Modell und Instrumente für die Betreuung von traumatisierten Personen in verschiedenen kulturellen Umfeldern weltweit.
Eine genaue Feststellung posttraumatischer Belastungen und Funktionsstörungen ermöglicht es denjenigen, die mit Flüchtlingen arbeiten, diese effektiver auf die knappen Ressourcen im Bereich Gesundheit und psychische Gesundheit zu verteilen.
Es wird der Grad einer ev. vorhandenen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS, ICD 10 Code: F43.1) berechnet und eine darauf abgestimmte Ampelschaltung inkl. Interpretationstext ausgegeben.
ICD 10 Definition: „Die PTBS entsteht als eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis (Trauma) oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.
Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Albträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten.
Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Konzentrationssteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz (Verzögerung), die wenige Wochen bis Monate dauern kann.
Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch eine Heilung erwartet werden, bei frühzeitigem Therapiebeginn. In einigen (meist unbehandelten) Fällen nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde Persönlichkeitsänderung über.“

Kurzbeschreibung des Verfahrens

Autor
Jörg A. Prieler

Anwendungsbereich/e
Klinische Psychologie, Flüchtlingsarbeit

Durchführung
Das Verfahren besteht aus 45 Items (Screening) bzw. ca. 100 Items (Kontextabhängig) und kann online oder in Papier-Bleistift-Form durchgeführt werden.

Durchführungsdauer
Ca. 10 bzw. 30 Minuten (Kurzscreening/Gesamtversion)

Reliabilität
Cronbach’s Alpha und Retest-Reliabilitäten:
In einer Untersuchung an 183 Personen wurde der Reliabilitätskoeffizient für den Gesamtscore ermittelt, der bei 0,73 liegt (Cronbach´s Alpha).
Zur Bestimmung der Stabilität wurden 52 Personen im Dreimonatsintervall ein zweites Mal getestet. Die Retest-Reliabilität liegt bei 0.66.

Validität
Die Validität des/der HKTKS/HKTGES ist gegeben, weil eine hohe Übereinstimmung mit ähnlichen Testverfahren (HTK) gegeben ist, welche teilweise ähnliche Dimensionen erfassen, und weil wenig bis keine Übereinstimmung mit Testverfahren besteht, die etwas Anderes erfassen (konvergente und diskriminante Validität).
Die Faktorenstruktur wurde verschiedentlich repliziert, was für die Stabilität und Konsistenz des Verfahrens spricht.
In einer Validierungsstudie mit Kriegs- vs. Wirtschaftsflüchtlingen (N=35 KF und 34 WF) wurde der HKTGES vorgegeben und der Score auf Unterschiedlichkeit gecheckt, die am 5% Niveau signifikant war. Mit diesen Daten konnte auch der Cut-Off Wert optimiert werden.

Auswertung / Normen
Eine Normierung eines solchen Verfahrens erweist sich nicht als sinnvoll. Es wird aber ein konkreter Cut-Off Wert angegeben, der allgemeingültig ist.

Vorgabeart
Auf PCs/Laptop/Touchpads ohne Einschränkung möglich. Auf Mobilphones nur bedingt, da vor allem Eingabe mit Finger etwas mühsam ist (prinzipiell aber möglich).

Sprachen
Deutsch, Englisch, Ukrainisch, Arabisch

Sicherheit und Datenschutz
Das System der Firma IR&C entspricht den modernsten IT-Anforderungen („Banken- Standard“). Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme können anstatt der konkreten Namen der getesteten Personen auch Personencodes vergeben werden. Von den Kund*innen müssen lediglich genügend PCs/ Laptops/Touchpads mit oder ohne Internetverbindung (On/Off-Line fähig, auch Intranet tauglich) zur Verfügung gestellt werden.