Rechts-Links-Orientierung (RLO)

Messgegenstand / Dimensionen
Eine Rechts-Links-Schwäche, oder auch Links-Rechts-Schwäche, ist sehr weit verbreitet. Einen speziellen Fachbegriff gibt es für diese „Krankheit“ nicht. Die Betroffenen haben vor allem Schwierigkeiten damit, in die Richtung zu zeigen, die angegeben wird. So fällt es ihnen außerdem schwer, Wegbeschreibungen oder den Anweisungen des Fahrlehrers zu folgen. Die Orientierungsstörung tritt besonders stark in hektischen Situationen und unter Stress auf. Tatsächlich wurden auf diese Weise schon falsche Gliedmaßen amputiert.
Den Ursprung der Rechts-Links-Schwäche sehen viele Forscher in der menschlichen Evolutionsgeschichte. Mithilfe eines inneren Kompasses konnten sich die Steinzeitmenschen sehr zuverlässig orientieren. Durch die Einführung der Begriffe links und rechts rückten die Himmelsrichtungen hingegen in den Hintergrund. Die seitliche Orientierung ist allerdings sehr ungenau und von unserem derzeitigen Standpunkt abhängig. Da dies unseren Urinstinkten widerspricht, kommt es bei vielen Menschen zu entsprechenden Problemen.
Aktuelle Ergebnisse von Studien zeigen, dass die räumliche Orientierung langsamer und über einen längeren Zeitraum wächst als andere räumliche Fähigkeiten (Wilhelm & Maresch, 2017). Das bedeutet, dass die Fähigkeit zur räumlichen Orientierung mit etwa 14 Jahren zu deutlich weniger als 80% entwickelt ist und sich diese Fähigkeit erst bis zum Alter von etwa 25 Jahren zu etwa 80%-90% entwickelt hat (Wilhelm, 2017).
Beruhigend ist, dass mangelnde Intelligenz sicher nicht der Grund für eine Rechts-Links-Schwäche ist. Vielmehr liegt der Grund in falschem oder fehlendem Training, denn „rechts“ und „links“ sind eben keine angeborenen Orientierungsmerkmale.

  • 20 bis 30 Prozent der Menschen haben Probleme mit „rechts“ und „links“.
  • Viele Naturvölker kennen diese Zuweisung nicht, sie orientieren sich hauptsächlich an den Himmelsrichtungen.
  • Auch bei kleinen Kindern in Industrieländern ist das so angelegt – bis sie auf „rechts“ und „links“ gedrillt werden.

Es werden 2 Variablen erhoben:
1. egozentrische Strategie (körperbezogen, das ist die „richtige“ Rechts-Links-Orientierungsfähigkeit) und
2. allozentrische Strategie (auf Himmelsrichtung bezogen; verwenden manche Naturvölker und Kleinkinder; verlieren leicht Orientierung in Städten/ Gebäuden, auch wenn Sie schon öfters dort waren, können z.B. Anweisungen eines Beifahrers wie „links abbiegen“ gar nicht oder nur stark verlangsamt folgen; warten auf händisches „Richtungsanzeigen“)

Kurzbeschreibung des Verfahrens

Autor
Jörg A. Prieler

Anwendungsbereich/e
Verkehrspsychologie; Personalauswahl bzw. Recruiting vor allem bei Medizinischem Personal, Blaulichtorganisationen, Armee, Flugsicherung, Steuerungsaufgaben …; Klinische Psychologie

Durchführung
Die RLO gibt es als Screening Form (12 Items) und als Standardform (40 Items).

Durchführungsdauer
Pro Item hat man bei beiden Version 30 Sekunden Zeit zum Überlegen, dann folgt das nächste Item. Screening Form (12 Items): 6 Minuten; Standardform (40 Items): 20 Minuten

Reliabilität
Die Reliabilität im Sinn einer inneren Konsistenz ist aufgrund der Geltung des Rasch-Modells gegeben. Dennoch wurden Cronbach’s Alpha und Retest-Reliabilitäten gerechnet:
In einer Untersuchung an 213 Personen wurden Reliabilitätskoeffizienten von 0,85 (Screening) und 0,96 (Standardform) ermittelt (Cronbach´s Alpha).
Zur Bestimmung der Stabilität wurden 104 Personen im Sechsmonatsintervall ein zweites Mal getestet. Die Retest-Reliabilitäten liegen bei 0.70 (Screening) und 0.76 (Standardform).

Validität
Die Validität der RLO ist gegeben, weil eine hohe Übereinstimmung mit anderen Testverfahren: Rechts-Links Test bei Air Traffic Controller (Eurocontrol), 3-dimensionaler Würfeltest (3DW, Gittler), Figurenzusammensetzen (IST2000R, Amthauer) gegeben ist, welche ähnliche Dimensionen erfassen, und weil wenig bis keine Übereinstimmung mit Testverfahren besteht, die etwas Anderes erfassen: Standard Progressive Matrices (SPM, Raven) und d2 Aufmerksamkeitstest (Brickenkamp). Es gibt wenig bis gar keinen Zusammenhang mit allgemeiner Intelligenz und Konzentration, wie das auch in zahlreichen Studien postuliert wurde (konvergente und diskriminante Validität).
In einer zweiten Validierungsstudie (Air Traffic Controller mit mind. 10 Jahre Erfahrung, N=59) mit nachfolgender Kreuzvalidierung (Normalpersonen, N=63) wurden die Skalenunterschiede dieser beiden Gruppen inferenzstatistisch untersucht (Varianz- und Diskriminanzanalyse).
In einer dritten Validierungsstudie (Spezialeinheiten, N=33) wurde die RLO im Zuge des Aufnahmeverfahrens vorgegeben und mit dem Erfolg nach einem 3-monatigen Waffen- und Gefechts-Drill (Einschätzung auf Schulnotenskala durch Kommandanten) korreliert.
Auswertung / Normen
Es werden für die beiden Versionen Normwerte (Stanine-Skala) ausgegeben, an deren Erweiterung kontinuierlich gearbeitet wird. Derzeit liegen Normen von Normalpersonen (N=218), Air Traffic Controller (N=111) und Spezialeinheiten (N=54) vor; Aufteilung nach Geschlecht, Alter und Bildungsgrad vorhanden. Auf die Darstellung von Normtabellen wird, wie international bei vielen Testverlagen heute üblich, aus Copyright Gründen verzichtet; die Normen sind Bestandteil der Auswertungssoftware und werden nicht veröffentlicht.

Auswertung / Normen
Es werden für die beiden Versionen Normwerte (Stanine-Skala) ausgegeben, an deren Erweiterung kontinuierlich gearbeitet wird. Derzeit liegen Normen von Normalpersonen (N=218), Air Traffic Controller (N=111) und Spezialeinheiten (N=54) vor; Aufteilung nach Geschlecht, Alter und Bildungsgrad vorhanden. Auf die Darstellung von Normtabellen wird, wie international bei vielen Testverlagen heute üblich, aus Copyright Gründen verzichtet; die Normen sind Bestandteil der Auswertungssoftware und werden nicht veröffentlicht.

Vorgabeart
Auf PCs/Laptop/Touchpads ohne Einschränkung möglich. Auf Mobilphones nur bedingt, da vor allem Eingabe mit Finger etwas mühsam ist (prinzipiell aber möglich).

Sprachen
Deutsch, Englisch

Sicherheit und Datenschutz
Das System der Firma IR&C entspricht den modernsten IT-Anforderungen („Banken- Standard“). Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme können anstatt der konkreten Namen der getesteten Personen auch Personencodes vergeben werden. Von den Kund*innen müssen lediglich genügend PCs/ Laptops/Touchpads mit oder ohne Internetverbindung (On/Off-Line fähig, auch Intranet tauglich) zur Verfügung gestellt werden.