Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie (AOW-Psychologie)
Veränderungen in der Arbeitswelt Unsere Gesellschaft hat sich seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bis heute in das 21. Jahrhundert von einer Produktionsgesellschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft entwickelt. Betrug früher das Verhältnis von Beschäftigten im Produktionssektor und den Beschäftigten im Dienstleistungssektor noch 1/2 zu 1/2 so beträgt dieses heute 1/3 zu 2/3. Damit treten nun die gesundheitlichen Beschwerden dieser 2/3 im Dienstleistungssektor stärker in den Mittelpunkt der Betrachtungen des Arbeitnehmer/innenschutzes als dies noch vor zehn oder fünfzehn Jahren der Fall war.
Der Wandel in der Arbeitswelt wird nicht nur durch statistische Fakten sichtbar, sondern auch durch die unterschiedlichen Bezeichnungen unserer Gesellschaft: „Wettbewerbsgesellschaft“, “Wissensgesellschaft“, „Hochleistungsgesellschaft“ und manche sprechen auch von einer „Ermüdungs- oder Erschöpfungsgesellschaft“.
In diesen Bezeichnungen liegt schon ein erster Hinweis darauf, wie die neuen Heraus- und Anforderungen an die Beschäftigten aussehen. Konkret sichtbar werden diese in den täglichen Stellenanzeigen, in Bewerbungsgesprächen und letztendlich am Arbeitsplatz selbst. Die Beschäftigten sollenu.a. flexibel, kreativ, teamfähig, innovativ, stressresistent sein, verbale Kompetenz besitzen, Konflikte lösen können, unternehmerisch Denken und Handeln sowiesicheres, sympathisches, freundlichesund verkaufsstarkes Auftreten mitbringen. Eine perfekte fachliche Ausbildung wird zudem vorausgesetzt.
Wie man daraus ersehen kann, stehen psychische Fähigkeiten, Leistungen und Anforderungen im Fokus der Arbeitstätigkeit und nicht mehr die körperlichen.
Dienstleistungstätigkeit finden wir aber nicht nur in den Dienstleistungsberufen alleine, sondern auch in der Industrie und in der Produktion. Viele Organisations- und Prozessformen sind heute so gestaltet, dass innerhalb von Unternehmen Abteilungen oder Bereiche sowohl die Rolle als Dienstleister innehaben (als „Lieferant“ eines bestimmten Produktes an eine andere Abteilung), als auch jene eines Dienstleistungsnehmers (Auftraggeber; Inanspruchnahme einer Dienstleistung von einer anderen Ab-teilung). Darüber hinaus wachsen psychische Anforderungen durch den Wandel zu Überwachungstätigkeiten, Steuerungs- und Organisationstätigkeiten im Wechselspiel mit komplexen EDV/IT-Systemen.